Der Hochschullehrer, Autor, Herausgeber und Keynote Speaker Prof. Dr. André Niedostadek sagt von sich selbst: „Ich wäre heute sicher nicht an der Hochschule, wenn ich nicht früh mit dem Schreiben begonnen hätte.“
Nach der Veröffentlichung von mittlerweile 19 Fachbüchern, 5 Reisebüchern, 2 Quiz sowie unzähligen Fachbeiträgen in Sammelwerken, Zeitschriften und online als Autor, Co-Autor und/oder Herausgeber weiß er, wovon er spricht, wenn es ums Schreiben und die Zusammenarbeit mit Verlagen geht.
Da André und ich uns aus dem Fernstudium Fachjournalismus der Freien Journalistenschule Berlin kennen und außerdem bereits in puncto Bücher zusammengearbeitet haben (dazu später mehr), hat er sich die Zeit genommen, uns einen tiefen Einblick hinter die Kulissen seines literarischen Tuns zu geben.
Lass Dich inspirieren!
Lieber André, ich freue mich sehr, dass ich Dich als Interviewpartner für meine Leserinnen und Leser hier gewinnen konnte. Einige davon planen selbst, ein Buch zu schreiben, und können sicherlich von Deiner reichhaltigen Erfahrung als Autor profitieren.
Du hast als Jurist eine Hochschulprofessur inne. Das heißt, das wissenschaftliche Schreiben begleitet Dich schon länger. Wie und wann hast Du begonnen, auch andere Texte und Bücher zu schreiben? Gab es da eine Initialzündung, eine spezielle Idee oder sogar eine Anfrage?
Mit dem Schreiben hat das bei mir bereits weit vor meiner Tätigkeit an der Hochschule angefangen. Eigentlich schon in der Schule. Ich habe lange bei der Schülerzeitung mitgemacht und wollte dann sogar kurz mal beruflich in den Journalismus einsteigen, bin dann aber bei Jura gelandet. Auch ein Fach, in dem viel geschrieben und vor allem viel gelesen wird. Das erste Buch, das sich nicht einem klassischen juristischen Thema widmete, das war ein Karriereratgeber zum erfolgreichen Berufseinstieg für Juristen. Zwanzig Jahre ist das jetzt her. Unglaublich.
Das Projekt entstand ein bisschen aus der Not heraus. Viele von uns hatten damals keinen richtigen Plan, was man mit zwei Staatsexamen in der Tasche beruflich alles so machen kann und vor allem, wie man da konkret vorgeht. Und weil es damals keine Literatur dazu gab, habe ich zusammen mit einem Kommilitonen dann selbst ein Buch dazu geschrieben. Und dann gab eins das andere …
Du schreibst für sehr unterschiedliche Lesergruppen: beispielsweise mit der Dummies-Reihe eher für Jurastudierende, im Auftrag von Fachzeitschriften und Fachverlagen für Experten der Rechtswissenschaften sowie Mediation und Kommunikation, beim Thema Reisen für ein breiteres Publikum. Hast Du Präferenzen (die Du natürlich nicht verraten musst 😉) oder was reizt Dich an der Vielfalt?
Was mich wirklich reizt, das ist das Schreiben selbst. Klar, wenn ein Buch fertig ist, dann ist das zwar sehr schön, aber meist bin ich dann schon wieder beim nächsten Projekt. Schreiben bietet für mich eine ideale Möglichkeit, tiefer in Themen einzutauchen, die mich interessieren. Ich glaube, T. C. Boyle soll einmal sinngemäß gesagt haben: „Wenn ich von einem Thema keine Ahnung habe, dann schreibe ich darüber.“ Gerade bei den Reisebüchern hast Du ja oftmals vorab keine Ahnung, was Dich erwartet. Das Schreiben öffnet da Türen zu neuen Welten. Ich meine das sogar wörtlich. Wenn Du bei einer Recherche jemandem sagst, dass Du ein Buch über dieses und jenes schreibst, dann öffnen sich wirklich manchmal Türen, die ansonsten vielleicht verschlossen blieben.
Und was die Präferenzen betrifft: Die haben sich tatsächlich im Laufe der Jahre etwas verlagert. Am Anfang standen die fachlichen Themen im Fokus. Das hat mir beruflich immens geholfen. Ich wäre heute sicher nicht an der Hochschule, wenn ich nicht früh mit dem Schreiben begonnen hätte. Inzwischen reizt es mich aber mehr und mehr, über den fachlichen Tellerrand hinauszuschauen. Das war der Grund für das erste Reisebuch.
Was sicher viele Unternehmerinnen und Selbstständige interessiert: Wie schaffst Du es, neben Deiner hauptberuflichen Tätigkeit Zeit zum Schreiben eines Buches zu finden? Bist Du jemand, der das Schreiben in den Alltag integriert, oder nimmst Du Dir längere Auszeiten für die Buchprojekte? Wie lässt sich das Schreiben mit Deinen Verpflichtungen an der Hochschule kombinieren?
Bei mir ist das Schreiben in den Alltag integriert. Ganz klar. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht mit etwas beschäftigt bin, das nicht mit einem konkreten Schreibprojekt zu tun hat. Und es ist ja immer was zu tun. Ich schreibe zudem vergleichsweise langsam. In das Überarbeiten von Texten stecke ich oftmals sehr viel Energie. Ein erster Rohentwurf klappt dagegen recht schnell.
Bei den Büchern, die ich allein schreibe, ist wirklich jedes Wort und jeder Buchstabe selbst geschrieben. Inzwischen schreibe ich auch Bücher mit meiner Frau zusammen. Da teilen wir uns dann die Arbeit, wobei meine Frau wieder eine ganz andere Schreibroutine hat.
Und weil Du konkret fragst: Ich muss mir die Zeit schon abknapsen. Das klappt für mich nur, indem ich Prioritäten setze und mir Freiräume schaffe. Da ich nach Möglichkeit viel mit dem Zug unterwegs bin, nutze ich die Zeiten unterwegs oder auf dem Bahnsteig, wenn ein Anschluss mal wieder nicht geklappt hat. Und wenn nicht gerade tiefster Winter ist. Ich würde mir sehr gerne mal eine längere Auszeit gönnen, um mich ganz auf ein Projekt zu konzentrieren, aber das funktioniert momentan nicht. Dazu gibt es noch zu viele andere Aufgaben.
Soweit ich es überblicke, arbeitest Du oft sogar parallel an verschiedenen Buchprojekten. Wie organisierst Du Dich dann? Planst Du feste Zeiten für die einzelnen Manuskripte ein oder kannst Du Dich mit Deiner Erfahrung im Hintergrund darauf verlassen, dass die kreativen Momente zur richtigen Zeit auftauchen?
Kreative Momente tauchen bei mir bedauerlicherweise nie zur richtigen Zeit auf. Ich würde mich auch nicht darauf verlassen. Ich kann nur bestätigen, dass das Schreiben zu einem Großteil einfach Handwerk ist. Selbst wenn ich mich nicht sonderlich kreativ fühle, setze ich mich an das Projekt und arbeite daran. Ich bin leider nicht ausgesprochen gut organisiert, weil ich ja keine fixen Schreibzeiten habe. Mittlerweile kann ich aber gut einschätzen, was ich in welcher Zeit schaffe. Da hilft mir meine Erfahrung aus zahlreichen Projekten inzwischen sehr.
Vor längerer Zeit habe ich angefangen, Kreatives Schreiben zu unterrichten und meine Erfahrungen weiterzugeben. Es gibt da schon ein paar Möglichkeiten, der Kreativität etwas auf die Sprünge zu helfen, selbst wenn einen die Muse gerade einmal nicht küsst. Was ich versuche zu vermeiden, das ist, für die Schublade zu schreiben und mich mit Projekten intensiver zu beschäftigen, bei denen unklar ist, ob daraus ein Buch wird. Dafür ist mir die Zeit einfach zu schade.
Bevor ich mich also wirklich dransetze, gab es bislang immer eine Absprache mit einem Verlag, der dann vorab schon ein Exposé und gegebenenfalls ein Probekapitel erhalten hat. Und dann geht es los. In der Regel gibt es dann Abgabetermine, die fest eingeplant sind und die den zeitlichen Rahmen festlegen.
Bis jetzt hat alles immer gut geklappt. Aber keine Frage, es kann schon mal eng werden, sodass ein paar Sonderschichten anfallen. Da muss man halt wieder Prioritäten setzen.
Einmal nachgefragt: Wo und in welchem Kontext unterrichtest Du Kreatives Schreiben?
Einmal an anderen Hochschulen, wenn es um das kreative wissenschaftliche Schreiben geht. Dort stehen dann Tipps und Tricks für die juristische Dissertation im Vordergrund. Zum anderen aber auch im Rahmen von Workshops in Unternehmen, wenn es allgemein um das Schreiben im Beruf geht. Besonders freue ich mich demnächst auf eine Veranstaltung für eine renommierte Kanzlei: Hier wird der juristische Nachwuchs dabei unterstützt, das juristische Schreiben auf das nächste Level zu heben.
Ich mache persönlich die Erfahrung, dass die Schreibkompetenz gerade in Zeiten von ChatGPT nicht weniger bedeutsam, sondern im Gegenteil viel relevanter wird. Allerdings verlagern sich die Schwerpunkte. Eine wichtige Frage betrifft die Qualitätssicherung: Worauf sollten Verantwortliche beispielsweise bei der Freigabe von Texten achten?
Gibt es Unterschiede in Bezug auf die Vorbereitung des Schreibens und den Schreibprozess selbst? Benötigt beispielsweise ein juristischer Fachartikel mehr Recherche als ein Buch im Genre Reiseliteratur? Oder ist es sogar umgekehrt?
Für mich gibt es da keinen Unterschied. Bei mir ist es aber auch nicht so, dass ich das Schreiben umfassend vorbereite und danach erst mit dem Schreiben beginne. Die Vorbereitung für ein Projekt erschöpft sich für mich allein darin, eine Antwort auf die Frage zu finden: Bietet das Projekt genug Potenzial? Dafür reichen mir eine grobe Vorstellung vom Inhalt und vom roten Faden. Der Rest ergibt sich dann beim Schreiben. Da findet viel Recherche im Detail statt.
Letztlich ist es deshalb egal, ob es sich um einen Artikel oder ein Buch handelt oder ob es etwas Fachliches ist oder etwas aus einem anderen Genre. Gerade bei den fachlichen Themen bin ich mit den Inhalten natürlich vertrauter, was dann weniger Recherche nötig macht.
Hast Du schon einmal mit Schreibblockaden zu tun gehabt oder kennst Du Phasen, in denen es mit dem Schreibflow nicht so klappt? Wenn ja, was ist Dein Gegenmittel?
Einen Durchhänger gibt es natürlich immer mal, aber eine Schreibblockade habe ich noch nie erlebt. Wirklich nicht. Ich muss dazu vielleicht aber auch kurz schildern, wie bei mir der Schreibprozess aussieht. Der ist nicht linear in dem Sinne, dass ich erst recherchiere, mich dann an das Schreiben setze und schließlich das Manuskript beende. Das funktioniert bei mir so nicht.
Ich vergleiche das Schreiben mehr mit dem Jonglieren von fünf Bällen. Jeder Ball steht für eine Aufgabe im Schreibprozess: Der erste Ball bezieht sich darauf, das Thema oder Teile des Themas zu entwickeln, der zweite Ball betrifft die Recherche, der dritte Ball widmet sich der Struktur, der vierte Ball steht für den Rohentwurf und der fünfte Ball für die Überarbeitung und den Feinschliff.
Für jeden Ball oder Arbeitsschritt habe ich so etwas wie Werkzeuge. Ich weiß also genau, was ich zu tun habe oder sein lasse. Der Schreibprozess selbst funktioniert bei mir jetzt so, dass ich immer wieder einmal einen Ball in der Hand habe, dann daran arbeite und schließlich wieder loslasse, um mir einen anderen Ball zu schnappen.
Es kann also gut sein, dass ich bis zum Ende eines Projekts wieder und wieder an der Struktur feile. Oder zwischendurch auch schon einmal einige Textpassagen, die im Rohentwurf vorliegen, überarbeite. Oder doch noch einmal in die Recherche einsteige.
Übrigens trenne ich die beiden Bälle zum Rohentwurf und zum Überarbeiten ganz strikt. Ich würde niemals einen Rohentwurf verfassen und mich gleichzeitig an das Überarbeiten setzen. Das sind für mich zwei getrennte Arbeitsschritte. Der erste kann sehr kreativ sein, der zweite erfordert eine gehörige Portion Disziplin. Welchen Ball ich mir schnappe, hängt davon ab, was gerade anliegt. Das verlagert sich natürlich. Am Anfang widme ich mich mehr den Bällen zum Entwickeln des Themas und der Recherche, am Ende dann irgendwann nur noch der Überarbeitung, auch wenn sich zwischendurch doch noch einer der anderen Bälle ins Spiel drängeln kann.
Wenn ich richtig informiert bin, hast Du bisher Deine Bücher über verschiedene Verlage veröffentlicht. Dürfen wir erfahren, ob Du mit den Buchideen an die Verlage herangetreten bist, oder ergab sich eine Zusammenarbeit über andere Wege?
Ich arbeite tatsächlich mit verschiedenen Verlagen zusammen. Das liegt vor allem daran, dass die Verlage ja unterschiedliche Schwerpunkte haben. In der Regel bin ich bislang immer mit einer Idee an einen Verlag herangetreten. Jedenfalls bei der ersten Zusammenarbeit. So war das beispielsweise bei einem ersten Lehrbuch zum Bürgerlichen Gesetzbuch, wo ich gesehen habe, dass der Verlag da aus meiner Sicht eine Lücke im Programm hatte. Der Kontakt entstand übrigens zufällig auf der Frankfurter Buchmesse. Inzwischen liegt das Buch in der sechsten Auflage vor, und im Rahmen der Zusammenarbeit sind noch vier weitere Bücher entstanden.
Ähnlich war es beim ersten Reisebuch aus der bekannten Glücksorte-Reihe des Droste Verlags. Das war ebenfalls wieder eine zufällige Begegnung auf der Frankfurter Buchmesse vor einigen Jahren. Die Reihe gab es schon, aber es fehlte noch ein Band zum Harz. Da ich an der Hochschule Harz tätig bin, lag es ja nahe, das mal aufzugreifen. Inzwischen sind in dieser Reihe vier Bücher aus unserer Feder entstanden sowie zwei Quizze. Bei einigen dieser Nachfolgeprojekte kam die Initiative dann vom Verlag. So auch bei unserem jüngsten Projekt zu „Blaue Glücksorte im Münsterland“, das gerade im April 2024 erschienen ist.
Weil man mit der Zeit sichtbarer wird, ist es auch schon vorgekommen, dass Verlage auf mich zugekommen sind. Aber das ist eher die Ausnahme. Ein Grund liegt sicher darin, dass die Verlage gar nicht wissen, was mich derzeit beschäftigt. Ich müsste wahrscheinlich sichtbarer werden. Aber der Tag hat halt nur 24 Stunden. Sollte jemand aus einem Verlag das hier lesen, dann freue ich mich natürlich sehr über eine Kontaktaufnahme. Vielleicht lässt sich etwas entwickeln. Gerne mal im Sachbuchbereich. Und ein Roman schwebt mir noch vor.
Da fällt mir ein, ich habe auch noch nie mit einer Literaturagentur zusammengearbeitet. Vielleicht wäre das ja ebenfalls einmal interessant …
Worin siehst Du die Vorteile in der Zusammenarbeit mit einem Verlag?
Für mich ist es vorteilhaft, dass ich mich selbst um ein paar Aufgaben nicht zu kümmern brauche, etwa wenn es um den Satz oder die weitere Gestaltung des Buches geht oder ähnliche Dinge. Das kann eine immense Zeitersparnis sein.
Auch der Vertrieb kann hilfreich sein, wobei man als Autorin oder als Autor unbedingt immer selbst unternehmerisch denken sollte. Das ist ein ganz wichtiger Grundsatz, wenn es wirtschaftlich einigermaßen klappen soll. Gerade beim Marketing kann man in der Zusammenarbeit mit einem Verlag nicht darauf bauen, der Verlag werde sich schon um alles kümmern.
Wenn es einem darauf ankommt, ein gewisses Renommée aufzubauen, dann kann die Zusammenarbeit mit einem bekannten Verlag ebenfalls Vorteile bringen. Im fachlichen Bereich kann das eine Überlegung sein.
Hast Du für eine Buchidee auch schon einmal das Selfpublishing in Erwägung erzogen oder könntest Du Dir vorstellen, auch über diesen Weg eine Buchidee zu verwirklichen?
Auf jeden Fall. Mein Buch „Kurvengeflüster – Entlang der Via Francigena von Canterbury nach Rom“ ist ein halbes Selfpublishing-Projekt geworden. Hier war es mir immens wichtig, die Zügel nicht bei allem aus der Hand zu geben. Außerdem wollte ich ein paar Erfahrungen sammeln. Es verschlingt aber schon sehr viel Zeit, weshalb dieser Weg für mich momentan nicht infrage kommt. Aber perspektivisch will ich das nicht ausschließen.
Welche Bedeutung hat das Lektorat eines Buchmanuskripts für Dich als Autor? Was ist Dir dabei besonders wichtig in der Zusammenarbeit?
Ein gutes Lektorat ist nicht zu unterschätzen, wenn es um die Verbesserung der Textqualität geht. Das kann auch für die Zusammenarbeit mit einem Verlag sprechen, der sich in der Regel um ein Lektorat kümmert. Wer im Selfpublishing unterwegs ist, sollte darauf ebenfalls nicht verzichten. Beim Buch „Kurvengeflüster“ hast Du das ja dankenswerterweise übernommen. Und das war super.
Aus meiner Sicht sind es vor allem folgende Dinge, die ein gutes Lektorat und die Zusammenarbeit ausmachen: Als Pflicht zunächst der Blick auf die korrekte Grammatik und Rechtschreibung und als Kür ein konstruktives Feedback zu Inhalt und Stil aus einer unvoreingenommenen Perspektive. Hier sollte man als Autorin oder Autor gegebenenfalls auch bereit sein, über den eigenen Schatten zu springen und über Vorschläge zumindest nachzudenken.
Der Weg zu einem erfolgreichen Buch ist ja nicht mit der Abgabe des Manuskripts beim Verlag oder beim Lektorat zu Ende. Ganz im Gegenteil – dann geht es erst richtig los. Welche Aktivitäten unternimmst Du im Bereich Buchmarketing, um Deine Bücher sichtbar zu machen und ihnen zu helfen, den Weg zu den passenden Leserinnen und Lesern zu finden?
Vielleicht hast Du auch Beispiele von Buchmarketing-Aktivitäten, die Dir besonders im Gedächtnis geblieben sind oder die Dir besonders viel Freude machen?
Da legst Du ein bisschen den Finger in die Wunde. Ich müsste da viel mehr machen. Da sehe ich noch viel Luft nach oben. Ich müsste mich aber wirklich genauer reinfuchsen. Klar, man kann alle möglichen Aktivitäten anleiern, aber Aufwand und Nutzen stehen da vermutlich nicht immer in einem guten Verhältnis zueinander.
Womit ich selbst gute Erfahrungen gemacht habe, das ist, auf Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu setzen und die, wenn man kann, in die eigene Hand zu nehmen. Das muss schon professionell sein. Das bedeutet also nicht, eine hingeklatschte Pressemitteilung an einen x-beliebigen Verteiler hinauszuschwemmen. Besser scheint es mir zu sein, zum Beispiel interessante Anlässe zu finden, um einschlägigen Medien konkrete Interviewangebote zu machen. Das geht bei fachlichen Themen sehr gut. Das Erscheinen eines Buches ist – für sich genommen – sicher kein solcher Anlass.
Weniger bedeutsam sind für mich Social-Media-Aktivitäten. Das mag aber auch daran liegen, dass ich dort viel zu wenig unterwegs bin. Andere mögen genau damit bessere Erfahrungen gesammelt haben. Da muss man ausprobieren, was zu einem passt.
Wirklich gerne mache ich Autorenlesungen.
Inwiefern unterstützen Dich die verschiedenen Verlage beim Buchmarketing?
Das ist sehr unterschiedlich. Manche Verlage unterstützen beispielsweise, indem sie behilflich sind, Marketingunterlagen zu gestalten oder von sich aus zur Verfügung zu stellen. Auch bei der Bekanntmachung von Veranstaltungen können sie helfen.
Bei anderen Verlagen hat die Unterstützung im Marketing nicht unbedingt Priorität. Da kann man aber selbst durchaus was anstoßen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man von Verlagsseite oftmals durchaus interessiert ist, die eigenen Autorinnen und Autoren zu unterstützen. Mein Rat wäre hier, einfach den Kontakt aufzunehmen und gemeinsam etwas zu starten.
Du bist ja nicht ausschließlich an der Hochschule sowie als Autor und Herausgeber tätig, sondern ebenfalls als Keynote Speaker und Referent in der freien Wirtschaft. Inwiefern helfen Dir Deine Bücher, Dich als Experte für Deine Themen zu positionieren und entsprechend wahrgenommen zu werden?
Ich glaube schon, dass Bücher oder andere Veröffentlichungen auf die Sichtbarkeit und Expertise einzahlen. Das ist aber mehr ein subjektives Empfinden. Ich kann das nicht konkret belegen. Hier liegt dennoch eine meiner Prioritäten. Das heißt, ich selbst mache oftmals weniger Marketing für Bücher, sondern eher Marketing mit Büchern, um einen weiteren Produktkosmos zu schaffen, der beispielsweise auch Lesungen und speziell Vorträge umfasst. Die Vortragsthemen haben dann mit dem Buch manchmal nur am Rande zu tun.
Nur ein Beispiel: Aus der Beschäftigung mit Reisethemen ist beispielsweise eine Keynote entstanden mit dem Titel „Entfache Dein Entdecker-Mindset: 7 Dinge, die in Deinem New-Work-Reisekoffer nicht fehlen dürfen“. Da ich mich beruflich mit Veränderungen der Arbeitswelt beschäftige, passt die Kombination sehr gut.
Das Thema Glück ist besonders präsent durch die Buchreihe über Glücksorte des Droste Verlags, für die Du, teilweise gemeinsam mit Deiner Frau, schreibst.
Kannst Du Dich noch an den Moment erinnern, als Du Dein allererstes veröffentlichtes Buch in den Händen gehalten hast? Gab es da einen Glücksmoment? Ändert sich dieses Gefühl, wenn es im Laufe der Jahre mehr Bücher werden, oder betrachtest Du jedes Buchprojekt als eigene Reise, die auch einen gebührenden Abschluss erfährt?
Ein Buchprojekt abzuschließen finde ich immer noch klasse, und ich genieße das auch. Tatsächlich ein Glücksmoment. Allerdings wissen wir aus der Glücksforschung, dass sich schnell ein Gewöhnungseffekt einstellt. Das gilt auch, wenn ein Buch erst mal da ist. Aber trotzdem ist es immer wieder schön, das Ergebnis der Arbeit dann in den Händen zu halten.
Einen richtigen Abschluss gibt es dabei in der Regel übrigens nicht, selbst wenn ich mir das immer vornehme. Im Gegenteil: Meist geht die Reise dann ja erst los. Beispielsweise durch Lesungen. Und nach einer gewissen Zeit kann man sich vielleicht auch schon Gedanken über eine Neuauflage machen. Bei dem ersten Reisebuch zum Harz bastele ich derzeit an der fünften Auflage.
Darfst Du uns schon verraten, ob Du aktuell an einem neuen Buch arbeitest? Wenn ja, um welches Thema (oder sogar Themen) wird es gehen?
Es sind tatsächlich drei Bücher, die mir aktuell vorschweben. Eines davon ist schon sehr konkret und wird wieder ein Reisebuch werden. Da gibt es auch schon Kontakte zu einem Verlag. Die beiden anderen Ideen müssen noch etwas reifen, weil die gegebenenfalls auch mit anderen Verlagen zu realisieren wären. (Hatte ich schon erwähnt, dass man mich dazu gern kontaktieren kann? 🙂
Was machst Du, wenn Du nicht schreibst, als Herausgeber andere Autoren koordinierst oder für Deine Studierenden da bist? Aufgrund Deiner vielen Reisebücher habe ich den Verdacht, dass das Unterwegssein eine große Rolle spielen könnte.😉
Ich bin sehr gerne unterwegs, was ja auch meine Arbeit so mit sich bringt. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass das geht. Aber ganz ehrlich, ich bin auch sehr gerne einfach zu Hause und mag die Arbeit im Garten. Einfach mal abschalten.
Wie findet man Dich, wenn man mit Dir zusammenarbeiten möchte, und auf welchem Weg möchtest Du kontaktiert werden?
Am einfachsten findet man mich über meine Seite an der Hochschule Harz: https://www.hs-harz.de/aniedostadek/willkommen. Aktuell entsteht gerade noch eine persönliche Website. Aber das dauert noch etwas.
Ganz herzlichen Dank für Deine Zeit und den Einblick in Deine Welt des Schreibens, André! Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg für all Deine Vorhaben und besonders natürlich für die nächsten Buchprojekte.
Danke für das Interesse und Deine Fragen, Isabelle.
*****
Wenn Du auf Andrés Bücher und Quiz neugierig geworden bist, dann findest Du hier eine Auswahl seiner neueren veröffentlichten Werke seit 2020. Einfach aufs Cover klicken, und schon kommst Du zur Kaufmöglichkeit.
Die vollständige Liste mit Andrés bisherigen Veröffentlichungen sind auf der Website der Hochschule Harz zu finden: https://www.hs-harz.de/aniedostadek/publikationen
Du möchtest den Artikel ausdrucken? Dann hier entlang:
Interview mit Prof. Dr. André Niedostadek