Es geht beim Lektorat nicht nur um Rechtschreibung, Grammatik und Kommasetzung
Genau das denken viele Autorinnen, die zum ersten Mal ein Buch schreiben. Dabei geht es beim Lektorat nicht nur ums Fehlerfinden, also um Rechtschreibung, Grammatik und Kommasetzung. In erster Linie wäre das auch ein reines Korrektorat oder sprachliches Lektorat. Sollen jedoch auch Strukturfragen, der rote Fragen, inhaltliche Richtigkeit und Verständlichkeit von der Lektorin im Auge behalten werden, dann sprechen wir von einem inhaltlichen Lektorat.
Wie passt da jetzt die Typografie hinein und was ist das überhaupt?
Was ist Typografie?
Laut Definition beschäftigt sich die Typografie mit allen Aspekten der Gestaltung und Anordnung von Schriftzeichen, vor allem im Druck. Früher wurde darunter die Buchdruckkunst verstanden. Heute geht es auch um die Frage der Werbegestaltung. Die Berufe des Schriftsetzers und – moderner – der Grafik- und Mediengestalterin sind besonders mit der Typografie verbunden.
Dies erklärt auch, warum das Buch- oder Werbelektorat idealerweise ebenfalls in Vorbereitung auf den Druck ein Auge auf die Typografie wirft. Das hat den Vorteil, dass die Druckfahnen (also die Printfassungen von Büchern oder anderen gedruckten Medien) in der letzten Korrekturphase im besten Fall nur noch sehr wenige Fehler beinhalten. Dies erleichtert den Grafikern oder Layoutern die Arbeit.
Aber der Reihe nach. Interessant ist im Zusammenhang mit der Buchproduktion die Unterscheidung zwischen Mikro- und Makrotypografie.
Mikrotypografie
Unter Mikrotypografie (auch als Detailtypografie bezeichnet) versteht man die Gestaltung des Satzes zwischen Buchstaben und Zeichen, Wörtern und Zeilen. Dazu gehören entsprechend folgende Elemente: Laufweite (horizontale Ausdehnung einer Schriftzeile), Abstände, Kapitälchen (Großbuchstabe in der Höhe der Kleinbuchstaben), Ligaturen (das Zusammenziehen von Buchstaben in der Schrift) und die korrekte Anwendung der Satzzeichen.
Makrotypografie
Die Makrotypografie beschäftigt sich mit der Gesamtkonzeption, dem Format, dem Satzspiegel, dem Aufbau, der Gliederung und dem Verhältnis von Schrift zu Bild, der Schriftwahl und den Auszeichnungen. In unserem Fall geht es um den optischen Aufbau einer Buchseite, um das Layout.
Mikro- und makrotypografische Kenntnisse gehen beim Design Hand in Hand. Ziele sind die optimale Lesbarkeit eines Textes, eine gute mediendidaktische Qualität und die Ästhetik einer Publikation.
Sicher stimmst Du mit mir überein, dass ein gutes Buch sich dadurch auszeichnet, dass all diese Parameter Beachtung finden. Es ist immer mühsamer für unsere Augen, ein Werk zu lesen, bei dem beispielsweise Schriftgröße und Zeilenabstände sehr klein gewählt wurden.
Warum dies manchmal dennoch gemacht wird, hat heutzutage oftmals mit den stark gestiegenen Papier- und Druckkosten zu tun. Trotzdem empfiehlt es sich, den typografischen Kriterien Beachtung zu schenken, damit ein inhaltlich gutes Buch nicht vor Ablauf der gesamten Lektüre wieder aus der Hand gelegt wird.
Typografie im Lektorat
Neben den ästhetischen Aspekten der Typografie gilt es jedoch, auf andere Details im Text zu achten, die ganz klassisch als Fehler gewertet werden, wenn sie in der Druckfahne kurz vor Fertigstellung nicht entfernt werden.
Beliebte Beispiele sind:
- falsche Silbentrennungen am Zeilenende
- Bindestriche der Silbentrennung mitten in der Zeile
- Anführungszeichen, die zu Beginn oben statt unten gesetzt werden
- Anführungszeichen, die in die falsche Richtung zeigen
- Bindestriche, die statt Gedankenstrichen verwendet werden
- Gedankenstriche, die statt Bindestrichen verwendet werden
- Fehlende geschützte und schmale Leerzeichen zwischen Abkürzungen, wie bei „z. B.“ und „d. h.“, oder vor Prozent- und nach Paragrafenzeichen wie 10 % und § 5
- Gedankenstriche, die an ein Zeilenende gehören, aber am Zeilenanfang stehen
- Gedankenstriche, die an einen Zeilenanfang gehören, aber am Zeilenende stehen
Diese Fehler lassen sich meist darauf zurückführen, dass diese Details in Texten, die zuvor im Schreibprogramm MS Word geschrieben wurden, bei der Formatierung unbeachtet gelassen wurden.
Es erspart der Buchgestaltung viel Arbeit bei der Erstellung der Druckfahne, wenn bereits das Lektorat daran mitarbeitet, diese typografischen Finessen umzusetzen.
Typografie spielt an zwei Stellen im Lektoratsprozess eine wichtige Rolle:
Im Erstlektorat sollten bereits typografische Fehler korrigiert oder fehlende typografische Befehle ergänzt werden.
Im Schluss- und Umbruchkorrektorat müssen die beschriebenen typografischen Fehler, die sich doch noch in die Druckfassung eingeschlichen haben, gefunden und zur Korrektur empfohlen werden.
Wenn Du den Unterschied zwischen Erstlektorat und Schlusslektorat noch nicht kennst, dann lies gern meinen Blogartikel Wie ein Lektorat für Dich als Selfpublisher ablaufen kann.
In der Zusammenarbeit mit den Mediengestalterinnen und Grafikerinnen aus meinem Netzwerk diskutieren wir auch manchmal gemeinsam über die Details des Layouts, besonders der Makrotypografie, um für unsere Autorinnen die beste Lösung herbeizuführen. Denn letztendlich sind wir ja auch Leserinnen und nehmen die Wirkung der Textgestaltung selbst bei der ersten Ansicht der Printversion wahr. Ziel ist dabei immer der größtmögliche Komfort für die Leser.
Gleichzeitig ist insbesondere das Layout von Druckerzeugnissen eine Wissenschaft für sich, hinter dem sich ein Ausbildungsberuf verbirgt und bei dem es zahlreiche Regeln und Gepflogenheiten zu beachten gilt.
Interessant für Buchautorinnen ist beispielsweise, dass für Sachbücher grundsätzlich andere Schriftarten verwendet werden als für Romane. Das ist vielen zu Beginn der Zusammenarbeit nicht bewusst. Sobald wir uns jedoch Verlagserzeugnisse aus den unterschiedlichen Genres anschauen, wird das direkt ersichtlich: Sachbücher werden in serifenlosen Schriftarten gesetzt (z. B. Arial, Calibri oder Verdana), Romane in Serifenschriften wie Times New Roman, Baskerville Old Face oder Book Antiqua.
Aber wir schweifen ab.😉
Du siehst, es ist sehr praktisch, wenn die Lektorin Deiner Wahl sich auch mit Typografie auskennt. Zumindest dann, wenn sie Dich und Dein Buchprojekt auch bis zur Veröffentlichung textlich begleitet.
Zum Schluss noch ein Tipp, falls Du Dich mit Typografie näher beschäftigen möchtest und ein „Nachschlagewerk für alle Fragen zu Schrift und Satz“ suchst:
Ich selbst arbeite in Zweifelsfällen mit diesem Standardwerk der „Detailtypografie“ von Ralf de Jong und Friedrich Forssman.
Insgesamt liefert dieser Artikel nur einen kleinen Einblick in das komplexe Thema der Typografie und damit auch in einen Teilbereich des professionellen Lektorats. Doch er zeigt vielleicht, dass das Lektorieren eines Textes und auch ein professioneller Buchsatz nicht „mal eben“ so gemacht sind.
Wenn Du Fragen dazu hast oder ein Angebot für ein Buchlektorat bei mir einholen möchtest, dann schreib mir einfach eine E-Mail an mail@isabelle-romann.de.
Wenn Du noch ein besseres Gefühl dafür bekommen möchtest, ob ich die richtige Lektorin für Dich sein könnte, lies gern den Artikel Wie es ist, mit mir zu arbeiten.
Meine Leidenschaft ist es, Dir als Autorin Sicherheit zu geben und Dich zu ermutigen, Deine Geschichten, Deine Erfahrung und Dein Wissen in einem eigenen Buch in die Welt zu bringen und damit andere zu inspirieren. Mir ist wichtig, dass Du am Ende einer oft langen Schreibreise stolz darauf sein kannst, Dein Buch in den Händen zu halten.
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